Wie kam es zu der schwere Krise bei Boeing?
Die Krise bei Boeing begann sich allmählich, nach der Fusion von Boeing mit McDonnell-Douglas im Jahr 1997 zu entwickeln. Das hiernach neu zusammengesetzte Management von Boeing kümmerte sich mehr um die finanzielle Performance von Boeing als um die Weiterentwicklung oder den Erhalt von Produktqualitäten. In der Folge wurden verschiedene Teile des Unternehmens an Investoren und andere Zulieferfirmen verkauft, mit der Folge dass nach und nach unterschiedliche Qualitätsstandards Einfluss auf die Planung und den Bau von neuen Maschinen nahmen. Beschleunigt wurde diese negative Tendenz durch die Entwicklung des Boeing-Modells der 737 MAX. Nachdem sich Airbus 2010 entschieden hatte, eine treibstoffeffizientere Variante seines A320-Modells zu entwickeln, sah sich Boeing im Zugzwang, die 737 gleichsam zu modernisieren. Aus Kostengründen wurde in der Folge allerdings kein neues Flugzeug entwickelt, sondern versucht, das 737-Modell unter anderem mit Hilfe einer angepassten Steuerungssoftware zu einem verbrauchsärmeren Flugzeug zu verändern. Der Absturz von zwei neu designten 737 MAX-Flugzeugen aufgrund technischer Probleme sorgte in der Folge für ein monatelanges Grounding aller 737 MAX-Maschinen.
Nachdem die Coronakrise die gesamte Luftfahrtbranche zum Erliegen gebracht hatte, sah sich Boeing ferner großen Problemen bei den Lieferketten ausgesetzt und musste einen Auslieferungsstopp aufgrund von weiteren Mängeln an seinem Langstreckenjet 787 verbuchen. Der Auslieferungsstopp bedeutet enorme Sonderbelastungen für Boeing, die unter anderem mit Kompensationszahlungen an Airlines verbunden waren. In der Folge wurden Tausende Arbeitsplätze abgebaut und Mitarbeiter entlassen. Mit dem Ende der Pandemie wuchs der Bedarf an weiteren Arbeitskräften rasch wieder an, allerdings sieht sich Boeing nunmehr einem größeren Wettbewerb um gut ausgebildete Fachkräfte ausgesetzt, da nun viele erfahrene Mitarbeiter bei Konzernen tätig sind, die weniger stark von der Pandemie getroffen wurden.
Airbus überholte Boeing in der Pandemie
Im Jahr 2023 war Boeing zwar der weltweit umsatzstärkste Flugzeughersteller, hatte jedoch in den Jahren von 2019 und 2020 deutlich weniger Umsatz als Airbus erwirtschaftet. Dies lag unter anderem an verschiedenen Entschädigungen, welche Boeing Fluggesellschaften aufgrund des lange Zeit geltenden weltweiten Flugverbots der 737 MAX-Flugzeuge zahlen musste und an den gesenkten Produktionsraten für diesen Flugzeugtyp. Zudem konnte Airbus in den Jahren von 2019 bis 2023 deutlich mehr Flugzeug-Auslieferungen vorweisen. Der Umsatz von Boeing betrug im Jahr 2023 rund 77,8 Milliarden US-Dollar. Das US-amerikanische Unternehmen verbucht allerdings seit 2019 konstant Verluste und ist hoch verschuldet. Das europäische Unternehmen Airbus ist der größte Konkurrent von Boeing. Aufgrund der Probleme von Boeing hatte Airbus in den Jahren von 2019 bis 2022 bei der Anzahl Flugzeugauslieferungen die Nase vorn. In den Jahren von 2012 bis 2017 konnte Boeing noch jeweils deutlich mehr Flugzeuge ausliefern als Airbus. Boeing ist jedoch nach wie vor der Flugzeughersteller mit dem höchsten Marktwert (Stand: 2023). Außerdem ist Boeing gemessen am Umsatz im Rüstungsbereich das viertgrößte Rüstungsunternehmen (Stand 2022).