Die Auswirkungen der Sanktionen auf die Wirtschaft
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Iran erreichte im Jahr 2021 rund 1,43 Billionen US-Dollar.Umgerechnet auf die Einwohnerzahl ergab sich für 2021 ein Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von circa 16.783 US-Dollar.
Die iranische Wirtschaft ist stark von der Rohstoffförderung geprägt: Das Land verfügt mit rund 21,68 Milliarden Tonnen über die zweitgrößten nachgewiesenen Erdölreserven weltweit, ist mit einer Ölproduktion von 142,7 Millionen Tonnen (2020) der achtgrößte Erdölförderer. Im Jahr 2020 rangierte der Iran aufgrund sinkender Erdölexporte in den Jahren zuvor nicht mehr in der Gruppe der größten Erdölexporteure weltweit. Nachdem das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2012 auch infolge internationaler Sanktionen (s.u.) um rund 3,75 Prozent sank, konnte der Iran im Jahr 2016 mit einem Wirtschaftswachstum von circa 8,8 Prozent den höchsten Wert der letzten Jahre erzielen. Hingegen wurde im Jahr 2018 ein Wachstum von rund -2,25 Prozent und im Folgejahr ein Wachstum -1,34 Prozent erzielt. Bis 2021 erholte sich die Bruttowertschöpfung jedoch und erreichte sogar ein Wachstum von rund 4 Prozent, was vermutlich auch an den hohen Rohölpreisen liegt. Die Arbeitslosenquote ist ungeachtet des BIP-Wachstums seit Jahren auf einem hohen Niveau: 2021 betrug sie rund 11,5 Prozent und wird 2022 laut Prognosen auf etwa 11,1 Prozent sinken. Auch die Inflation im Iran ist hoch; 2013 erreichte sie mit rund 34,7 Prozent ihren Höchstwert der vergangenen 10 Jahre. Im Jahr 2017 betrug die Inflationsrate noch rund 9,6 Prozent, während sie 2021 wieder auf rund 40,1 Prozent anstieg. Damit ist sie eine der höchsten Inflationsraten weltweit. In den kommenden Jahren wird die Inflationsrate laut Prognosen wieder etwas sinken.
Chinas Rolle im Außenhandel
Im Jahr 2021 exportierte der Iran Waren im Wert von geschätzt rund 72,35 Milliarden US-Dollar und importierte Güter für circa 49 Milliarden US-Dollar. Vor allem die Exporte sind seit 2018 stark zurückgegangen, im Jahr 2018 lagen sie noch bei 103,4 Milliarden US-Dollar. Im Jahr 2021 konnten die Exporte dank steigender Ölpreise wieder ansteigen. Der Iran erzielt seit Jahren Überschüsse in der Handelsbilanz; der Handelsbilanzüberschuss von geschätzt 23,4 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021. Der Überschuss ist in den letzten Jahren zurückgegangen, im Jahr 2018 gehörte der Iran noch zu den Ländern mit den höchsten Handelsbilanzüberschüsse weltweit. Der wichtigste Handelspartner für den Iran im Export ist China, im Import ebenso, dort hat China in den vergangenen Jahren die Vereinigten Arabischen Emirate abgelöst.Politische Situation und wiederkehrende Proteste der Zivilgesellschaft
Der Iran wurde im 21. Jahrhundert immer wieder Schauplatz von sozialen Protesten. Im Jahr 2009 protestierte die sogenannte Grüne Bewegung gegen das Wahlergebnis der Präsidentschaftswahl, die dem damaligen Amtsinhaber Mahmud Ahmadineschād eine absolute Mehrheit verschaffte. Im Jahr 2017 demonstrierten Bürger:innen gegen die steigende Inflation und wirtschaftlichen Probleme, im Jahr 2019 gegen steigende Gaspreise. Anti-regierungsproteste im Iran werden vor allem von der jungen Generation getrieben. Diese ist zwar im Schnitt gebildeter als ältere Generationen, hat auf dem Arbeitsmarkt allerdings kaum Chancen. Die Jugendarbeitslosenquote liegt seit Jahren über 20 Prozent, im Jahr 2020 betrug sie rund 28,5 Prozent. Bei Frauen ist der Anteil noch höher - etwa 42,5 Prozent im selben Jahr. Gleichzeitig werden Einschränkungen im öffentlichen Leben - besonders für Frauen - immer ausgeprägter.Mitte September 2022 starb die 22-jährige Mahsa Amini in Teheran. Die Kurdin wurde von der islamischen Sittenpolizei festgenommen, weil ihr Hidschāb angeblich nicht richtig saß. In Polizeigewahrsam wurde sie misshandelt und starb kurz danach in einem Krankenhaus. Ihr Tod löste erneut Massenproteste aus und viele Demonstrantinnen nahmen symbolisch ihre Hidschābs ab und schnitten sich öffentlich Haare ab. Besonders im nördlichen Kurdistan kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstrant:innen und Regierungskräften bei denen im ganzen Land wohl über hundert Menschen zu Tode kamen. Die Proteste wurden auch durch die wirtschaftlichen Probleme im Land begünstigt und erhielten internationale Solidarität. So fanden diverse Hacker-Angriffe auf Regierungsportale statt und es wurden weitere internationale Sanktionen angekündigt. Die iranische Regierung reagierte gewaltsam und teilweise sogar mit der Bombardierung von Ortschaften in der Autonomen Region Kurdistan.
Gleichzeitig ist das Internet von starken Einschränkungen betroffen. Kurz nach Beginn der Demonstrationen wurde der Zugriff auf den Messenger-Dienst WhatsApp stark eingeschränkt, auch andere Dienste und Websites, wie Signal, Telegram oder Twitter sind kaum erreichbar. Demonstrant:innen versuchen mit Hilfe von VPNs oder Proxy-Servern Kommunikation intern und mit dem Ausland zu gewährleisten. Jedoch wurde an vielen Tagen eine allgemeine Internet-Sperrzeit zwischen 16 und 0 Uhr verhängt. Seit 2019/2020 verläuft ein Großteil des iranischen Internetverkehrs über einen staatlichen Provider, was es der Regierung ermöglicht hat, das Internet zu zensieren. Iran ist eines der Länder mit der geringsten Internetfreiheit weltweit.
Staatshaushalt
Die Staatsverschuldung des Iran betrug im Jahr 2021 geschätzt rund 48,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die Staatsverschuldung Irans nahm im Jahr 2014 stark zu und wuchs von rund 12,6 auf etwa 37 Prozent in Relation zum BIP. Im Staatshaushalt werden seit Jahren Defizite verzeichnet. 2021 betrug das Staatsdefizit rund 4,5 Prozent des BIP - für das Jahr 2022 wird ein Defizit von 3,95 Prozent prognostiziert.Die Militärausgaben des Irans beliefen sich 2021 auf rund 24,6 Milliarden US-Dollar, was einen Anteil von rund 2,3 Prozent am BIP ausmacht. Seit 2003 schwelt ein Konflikt um das iranische Atomprogramm, der nicht an Aktualität verloren hat. Westliche und arabische Staaten befürchten, dass das Land den Bau von Nuklearwaffen anstrebt. Insbesondere das Verhältnis zu Israel und den Golfmonarchien ist äußerst angespannt, vor allem durch die iranische Unterstützung für Milizen im Nahen und mittleren Osten. Israel und der Iran verfügen über starke Armeen. Nach erfolglosen Verhandlungen zwischen den Vertretern des UN-Sicherheitsrates und dem iranischen Regime, trat ein abgestimmtes Sanktionssystem in Kraft, dessen vierte und letzte Stufe 2010 in Kraft trat und massive wirtschaftliche Eingriffe für den Iran zur Folge hatte.
Das Atomabkommen mit dem Iran am Ende?
Mit der Unterzeichnung des Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA) am 14.07.2015 in Wien, wurde der Konflikt durch die Weltgemeinschaft, vertreten durch die UN-Sicherheitsratsmitglieder, der Europäischen Union und Deutschland, nach 12 Jahren auf diplomatische Weise entschärft. Bis zu diesem Zeitpunkt beliefen sich die Sanktionskosten des Irans konservativ geschätzt auf über 100 Milliarden US-Dollar. Wenngleich auch durch den JCPOA nur eine schrittweise Aufhebung der Sanktionen über mehrere Jahre hinweg erfolgt, konnten bereits nach kurzer Zeit deutliche Erholungszeichen der iranischen Wirtschaft insgesamt und der iranischen Ölindustrie im Speziellen beobachtet werden.Im Jahr 2018 kündigt die USA das Atomabkommen mit dem Iran auf und setzt die Sanktionen fort, was den Iran wieder in eine Wirtschaftskrise geführt hat. Alle übrigen Staaten halten an dem Atomabkommen fest, das der Iran laut der International Atomic Energy Agency (IAEA) auch einhält. Stand 2022 laufen Verhandlungen über ein neues Abkommen. Iran ist weiterhin einer der meistsanktionierten Staaten der Welt.