Der fortschreitende Klimawandel trifft die Region zunehmend und die GCC-Staaten stehen vor der Aufgabe ihre Wirtschaften von den Renditen aus Öl und Gas unabhängiger zu machen. Auch deshalb sind Golfstaaten wie Saudi-Arabien oder Katar durch prominente Investitionen in den Bereichen Sport, Digitalisierung, Gaming oder Agribusiness in den Schlagzeilen. Eine solche Modernisierungsstrategie ist die saudische Vision 2030, die auf gesellschaftlichen Fortschritt, eine Diversifizierung der Wirtschaft und einen modernen Staat setzt. Ähnliche Strategien lassen sich auch in anderen Golf- und arabischen Staaten finden.
Arbeitsmigrant:innen sowie Expats sind vor allem im Privatsektor der Golfstaaten tätig. In Katar beträgt der Anteil erwerbstätiger Ausländer:innen im Privatsektor sogar rund 99,4 Prozent, das Königreich Saudi-Arabien hat mir etwa 76 Prozent noch den geringsten Anteil. Der Ausländeranteil im öffentlichen Sektor von Saudi-Arabien beträgt rund 9 Prozent. In Katar ist der Anteil mit rund 48 Prozent wiederum deutlich höher als in den anderen Golfstaaten (Stand: 2022). Die Golfstaaten haben zudem in den vergangenen Jahren politische Initiativen ins Leben gerufen, um den Privatsektor in ihren Ländern auszubauen. Bahrain, Oman, Kuwait und Katar haben dabei Gesetze verabschiedet, die die Bedingungen für internationale Investoren verbessern und neu gegründete Firmen besser absichern sollen. Im Zeitraum von 2016 bis 2019 hat die Zahl der Unternehmensgründungen je 1.000 Einwohner in den Golfstaaten deutlich zugenommen. 2018 wurden in Katar rund 6,3 Unternehmen je 1.000 Einwohner registriert, mehr als doppelt so viele wie 2015. Städte wie Dubai und Abu Dhabi sind bereits seit Jahren beliebte Standorte für Unternehmen und ziehen gezielt Prominente, Influencer und Unternehmer:innen in die Metropolen. Auch der Hafen Dubais ist mittlerweile einer der größten Containerhäfen weltweit.
Die jährliche Inflationsrate in den Golfstaaten ist 2022 auch in den Golfstaaten angestiegen, erreichte aber keine vergleichbaren Werte wie die Inflationsrate der EU und Eurozone. In Katar stieg die Inflationsrate 2022 auf rund fünf Prozent an, der höchste Wert in den Golfstaaten. Bis 2028 werden geringe Inflationsraten von um die zwei Prozent prognostiziert. In Katar ist die Frauenerwerbsquote im Vergleich mit den anderen Golfstaaten am höchsten. Mit rund 61,4 Prozent liegt sie deutlich höher als in Saudi-Arabien (rund 28,8 Prozent).
Ausländische Direktinvestitionen (FDI) sind im Jahr 2022 leicht zurückgegangen. Der Zufluss von FDI in die Golfstaaten hat 2022 rund 37,1 Milliarden US-Dollar betragen, die Abflüsse haben rund 21,9 Milliarden US-Dollar betragen. Ein großer Teil des Kapitalbestands von FDI in den Golfstaaten konzentriert sich in Saudi-Arabien und den Emiraten. Der FDI-Kapitalbestand in Saudi-Arabien hat im Jahr 2022 rund 269 Milliarden US-Dollar betragen, in den Emiraten etwa 194 Milliarden. Einer der größten Investoren in der Region ist China. Bis zur ersten Jahreshälfte 2023 hat der Kapitalbestand chinesischer FDI in Saudi-Arabien rund 13,2 Milliarden US-Dollar betragen, in den Emiraten etwa 8,2 Milliarden. Rund 82 Prozent der chinesischen FDI in der Region Mittlerer Osten und Nordafrika (MENA) wurden in der Energiebranche getätigt.
Außenhandel
Die Einnahmen aus dem Handel mit fossilen Rohstoffen sollen genutzt werden, um die Wirtschaft der Länder zu reformieren und nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen. Auch die hohen Leistungsbilanzüberschüsse aus 2022 kommen den Staatsfonds der Golfstaaten zugute. Das Vermögen der Staatsfonds ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Die zehn größten Staatsfonds in den Golfstaaten haben ein verwaltetes Vermögen von rund 3,8 Billionen US-Dollar, höher als das BIP von Großbritannien. Unter den zehn größten Staatsfonds weltweit befinden sich vier aus der Golfregion, die Abu Dhabi Investment Authority ist die größten davon. Diese investierte 2023 beispielsweise mehrere Milliarden in die indische Adani Enterprises (Dienstleistungen sowie Handel und Abbau von Kohle und Eisen) sowie den britischen Pharmakonzern Dechra Pharmaceuticals. Saudi-Arabien investiert über verschiedene, vom Public Investment Fund (PIF) finanzierte, Gruppen in die Bereiche Tourismus, Gaming, E-Sport und Agribusiness. Saudi-Arabiens Staatsfond ist mittlerweile größter Anteilseigner von Nintendo, zudem investierte PIF in das chinesische Tencent und das E-Sport Unternehmen VSPO. In den Jahren 2020 bis 2023 investierten Staatsfonds der Golfregion zunehmend in Asien. Die Mubadala Investment Company aus den Emiraten investiert dabei in digitale Dienstleistungen, erneuerbare Energien und Elektromobilität. Mubadala ist beispielsweise bei den chinesischen Elektroautoherstellern NIO und Xpeng Motors eingestiegen. Saudi-Arabiens Investments in der Unterhaltungsbranche betreffen neben Gaming und E-Sport auch andere Sportarten, wie Golf. Auch Tourismus wird gezielt vorangetrieben, sowohl internationaler als auch intra-regionaler. Im Jahr 2022 hat der Anteil der Tourismusbranche am BIP von Saudi-Arabien rund 8,4 Prozent ausgemacht, einer der höchsten Werte weltweit.
Die Golfstaaten haben ihre unterschiedlichen Strategien und Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energien. Saudi-Arabien hat sich zum Ziel gesetzt bis zum Jahr 2030 rund 50 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen zu beziehen. Im Jahr 2022 befindet sich der Ausbau von erneuerbaren Energien allerdings noch am Anfang. Die Region Naher Osten liegt gemessen an der installierten Leistung der EE-Anlagen weltweit mit rund 28,54 Gigawatt nur vor Zentralamerika und der Karibik. Die installierte Leistung in den GCC-Staaten beträgt dabei im Jahr 2022 rund 5,1 Gigawatt, mehr als die Hälfte davon in den Emiraten. Dort stieg der Ausbau nach 2016 deutlich an, in den restlichen Golfstaaten erst ab 2021. Laut Prognosen aus dem Jahr 2019 soll die Kapazität bis 2030 auf etwa 72,3 Gigawatt ansteigen, der große Teil davon im Photovoltaiksektor. Hierbei investieren vor allem Saudi-Arabien und die Emirate in die Photovoltaik, ein Sektor der zudem auch Arbeitsplätze in Zukunft ermöglichen soll.
In der Region gibt es mehrere Konfliktlinien. Von 2017 bis 2021 blockierte Saudi-Arabien zusammen mit Ägypten, Bahrain und den VAE Katar und setzte die diplomatischen Beziehungen aus. Der Vorwurf war, dass Katar terroristische Gruppierungen in der Region unterstützte. Die Blockade endete im Januar 2021 und Vermittlung durch Kuwait.
Der Jemenkonflikt
Der schwerwiegendste Konflikt ist der seit 2014 andauernde Jemenkonflikt. Nachdem die Huthi-Rebellen im September 2014 die Hauptstadt des Jemen, Sana'a einnahmen und kurz darauf den damaligen Präsidenten zum Rücktritt brachten, griff Saudi-Arabien mit anderen sunnitisch-regierten arabischen Staaten in den Konflikt ein. Der Grund für das Eingreifen Saudi-Arabiens wird vor allem in der iranischen Unterstützung der Huthi-Rebellen gesehen, wodurch der Konflikt zu einem Stellvertreterkrieg mutierte. Die saudische Koalition wird dabei von den USA und Großbritannien militärisch unterstützt. Auch Deutschland unterstützt die breit anerkannte Übergangsregierung im Jemen und lieferte bis 2018 weiterhin Waffen an Saudi-Arabien. Seit 2018 sind die deutschen Waffenlieferungen an Saudi-Arabien allerdings zurückgegangen.
Der Konflikt hat vor allem für die Zivilbevölkerung verheerende Ausmaße angenommen und gilt als eine der schwersten menschlichen Katastrophen der aktuellen Jahre. Jemen gehört trotz der geringen Bevölkerungsanzahl zu den Ländern mit den meisten unterernährten Menschen. Im Dezember 2021 waren laut Schätzungen der UN rund 20,7 Millionen Menschen im Jemen in einer akuten Notlage, mehr als die Hälfte der Gesamtbevölkerung. Die Anzahl der Binnenvertriebenen betrug im Januar 2021 rund vier Millionen Menschen. Der Konflikt fordert auch nach wie vor Tote und Verletzte unter der Zivilbevölkerung. Im Jahr 2022 starben mindestens 770 Menschen an den Folgen von bewaffneter Gewalt im Land.
Bevölkerungsentwicklung in den Golfstaaten
Die gesamte Region der GCC-Staaten umfasst rund 58 Millionen Menschen im Jahr 2022. Mehr als die Hälfte der Einwohner:innen der Golfstaaten lebt in Saudi-Arabien. Die Bevölkerung der Golfstaaten soll laut Prognosen in den kommenden Jahren weiterwachsen. Bis zum Jahr 2050 soll die Bevölkerung Saudi-Arabiens von rund 36,1 Millionen (2022) auf rund 48,2 Millionen anwachsen. Wachstumsraten in der Golfregion sind jedoch gering, während der Corona-Pandemie gingen Bevölkerungszahlen zurück. Bis zum Jahr 2050 soll die Bevölkerung in den Golfstaaten um rund ein Prozent jährlich wachsen, die Tendenz ist dabei sinkend oder stagnierend. Die Geburtenraten in der Golfregion sind dabei im Jahr 2022 in Kuwait, Oman und Saudi-Arabien noch ausreichend, um ein natürliches Bevölkerungswachstum zu ermöglichen. In den VAE ist die Fertilitätsrate mit rund 1,44 Geburten pro Frau am geringsten. Bis 2050 werden sinkenden Geburtenraten prognostiziert. Lediglich in den Emiraten soll die Fertilitätsrate auf 1,5 ansteigen. Die Altersstruktur in den Golfstaaten ist dabei deutlich jünger als beispielsweise in der Europäischen Union. Der Anteil der über 65-Jährigen in den Golfstaaten liegt lediglich zwischen 1,5 (Katar) und 4,9 Prozent (Kuwait). Nach der Altersstruktur sind in der Europäischen Union 2022 im Schnitt 21,1 Menschen über 65 Jahre alt. In den Golfstaaten ist besonders der Anteil an 15-64-Jährigen deutlich höher.Arbeitsmigration in den Golfstaaten
Die rapide Entwicklung der Golfstaaten begann mit dem Ölboom im Jahr 1973. Dieser erhöhte die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitnehmer:innen deutlich. Die einheimischen Arbeitskräften waren jedoch nicht genügend qualifiziert und die ölreichen Staaten setzten gezielt darauf ausländische Arbeitskräfte zu rekrutieren. Migration in die Golfstaaten ist auch in den vergangenen Jahren ein wichtiges Thema. Kuwait, Oman und Katar hatten zwischen 2011 und 2021 einen Nettozuwachs von über 660.000 Menschen durch Migration. Lediglich in den Emiraten war der Migrationssaldo im gleichen Zeitraum negativ. Aufgrund der großflächigen Arbeitsmigration der letzten Jahrzehnte ist der Ausländeranteil in den Golfstaaten hoch. In Katar beträgt der Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung im Jahr 2021 rund 88,2 Prozent, in den Vereinigten Arabischen Emiraten etwa 86,9 Prozent. Am geringsten ist der Ausländeranteil in Oman, wo er rund 38,2 Prozent beträgt. Zum Vergleich: In Deutschland beträgt der Ausländeranteil etwa 13,1 Prozent (Stand: 2022), lediglich Luxemburg hat einen Ausländeranteil, der vergleichbar mit Golfstaaten ist. Auch sind im Jahr 2020 in den GCC-Staaten Bahrain, Kuwait, Oman und Katar zwischen 86 und 91 Prozent aller Ausländer:innen zwischen 15 und 64 Jahre alt. Der Anteil der über 65-Jährigen Ausländer:innen in den Golfstaaten liegt nur bei rund einem Prozent.Arbeitsmigrant:innen sowie Expats sind vor allem im Privatsektor der Golfstaaten tätig. In Katar beträgt der Anteil erwerbstätiger Ausländer:innen im Privatsektor sogar rund 99,4 Prozent, das Königreich Saudi-Arabien hat mir etwa 76 Prozent noch den geringsten Anteil. Der Ausländeranteil im öffentlichen Sektor von Saudi-Arabien beträgt rund 9 Prozent. In Katar ist der Anteil mit rund 48 Prozent wiederum deutlich höher als in den anderen Golfstaaten (Stand: 2022). Die Golfstaaten haben zudem in den vergangenen Jahren politische Initiativen ins Leben gerufen, um den Privatsektor in ihren Ländern auszubauen. Bahrain, Oman, Kuwait und Katar haben dabei Gesetze verabschiedet, die die Bedingungen für internationale Investoren verbessern und neu gegründete Firmen besser absichern sollen. Im Zeitraum von 2016 bis 2019 hat die Zahl der Unternehmensgründungen je 1.000 Einwohner in den Golfstaaten deutlich zugenommen. 2018 wurden in Katar rund 6,3 Unternehmen je 1.000 Einwohner registriert, mehr als doppelt so viele wie 2015. Städte wie Dubai und Abu Dhabi sind bereits seit Jahren beliebte Standorte für Unternehmen und ziehen gezielt Prominente, Influencer und Unternehmer:innen in die Metropolen. Auch der Hafen Dubais ist mittlerweile einer der größten Containerhäfen weltweit.
Wirtschaftliche Entwicklung in den Golfstaaten
Die Golfstaaten haben ein kombiniertes Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund 2,2 Billionen US-Dollar erwirtschaftet (Stand: 2022), wobei fast drei Viertel des gesamten BIP auf Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emiraten zurückführen. Nach einem deutlichen Rückgang während der Corona-Pandemie stieg das Wirtschaftswachstum in den GCC-Staaten 2022 durch die hohen Preise für Erdöl und Gas deutlich an. Saudi-Arabiens BIP-Wachstum hat 2022 rund 8,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr betragen. Der Rohstoffsektor macht nach wie vor einen großen Teil der Wirtschaftsleistung aus. Die Erdölrenditen in der Golfregion wachsen und fallen demnach mit dem Ölpreis. Dies ist beispielsweise am deutlichen Anstieg der Erdölrenditen im Jahr 2018 analog zum Anstieg der OPEC-Ölpreise in dem Jahr. Daher ist für das Jahr 2022 ein erneuter Anstieg der Erdölrenditen zu erwarten. Dementsprechend sind auch die Leistungsbilanzen der Golfstaaten 2022 deutlich angestiegen. Die Summe der Güterhandels- und Dienstleistungsbilanz sowie Primär- und Sekundäreinkommen verdreifachte sich in Saudi-Arabien von 2021 auf 2022 auf rund 153 Milliarden US-Dollar. Alle Golfstaaten haben 2022 so Deviseneinnahmen verzeichnet, besonders in den rohstoffreichen Staaten Kuwait, Katar, Saudi-Arabien und den Emiraten.Die jährliche Inflationsrate in den Golfstaaten ist 2022 auch in den Golfstaaten angestiegen, erreichte aber keine vergleichbaren Werte wie die Inflationsrate der EU und Eurozone. In Katar stieg die Inflationsrate 2022 auf rund fünf Prozent an, der höchste Wert in den Golfstaaten. Bis 2028 werden geringe Inflationsraten von um die zwei Prozent prognostiziert. In Katar ist die Frauenerwerbsquote im Vergleich mit den anderen Golfstaaten am höchsten. Mit rund 61,4 Prozent liegt sie deutlich höher als in Saudi-Arabien (rund 28,8 Prozent).
Ausländische Direktinvestitionen (FDI) sind im Jahr 2022 leicht zurückgegangen. Der Zufluss von FDI in die Golfstaaten hat 2022 rund 37,1 Milliarden US-Dollar betragen, die Abflüsse haben rund 21,9 Milliarden US-Dollar betragen. Ein großer Teil des Kapitalbestands von FDI in den Golfstaaten konzentriert sich in Saudi-Arabien und den Emiraten. Der FDI-Kapitalbestand in Saudi-Arabien hat im Jahr 2022 rund 269 Milliarden US-Dollar betragen, in den Emiraten etwa 194 Milliarden. Einer der größten Investoren in der Region ist China. Bis zur ersten Jahreshälfte 2023 hat der Kapitalbestand chinesischer FDI in Saudi-Arabien rund 13,2 Milliarden US-Dollar betragen, in den Emiraten etwa 8,2 Milliarden. Rund 82 Prozent der chinesischen FDI in der Region Mittlerer Osten und Nordafrika (MENA) wurden in der Energiebranche getätigt.
Die anhaltende Abhängigkeit von Öl und Gas
Der Güterhandel der Golfstaaten nimmt seit Mitte der 2000er Jahre deutlich zu. Im Jahr 2022 ist das Volumen im Güterhandel der Golfstaaten aufgrund der gestiegenen Energiepreise deutlich angestiegen. Die Erdgasexporte der Golfstaaten sind dabei stabil geblieben. Trotz der zunehmend wichtigeren Rolle von LNG-Flüssiggas haben sich die täglichen Erdgasexporte aus Katar 2022 und 2023 kaum erhöht und 2022 nahezu unverändert bei rund 2,62 Millionen Barrel pro Tag gelegen. Die Rohölexporte dagegen sind in einigen Ländern der Region deutlicher angestiegen. Saudi-Arabiens tägliche Ölexporte sind von rund 6,42 Millionen Barrel pro Tag (2021) auf 7,89 Millionen Barrel pro Tag im Jahr 2022 angestiegen. Auch die Emirate, Kuwait und Oman verzeichneten Anstiege. Auch der Dienstleistungshandel der Golfstaaten ist 2022 deutlich angestiegen.Außenhandel
- Das Gesamthandelsvolumen der Golfstaaten hat 2022 erstmals über zwei Billionen US-Dollar gelegen. Rund 1,3 Billionen US-Dollar davon waren Güterexporte. Die GCC-Staaten haben somit einen Handelsbilanzüberschuss von rund 602 Milliarden US-Dollar erzielt, fast doppelt so viel wie im Vorjahr 2021.
- Wichtigste Exportgüter der Golfstaaten: Der Handel mit Kohlenwasserstofferzeugnissen bestimmt den Außenhandel der Golfstaaten. Mit etwa 53,6 Prozent machen Erdöl und Erdölerzeugnisse den größten Anteil an den Exporten der Golfstaaten aus. Erdgas, Kunststoffe, Gold und Metalle sind weitere wichtige Exportgüter. Der Anteil von Öl und Gas am Außenhandel ist in Kuwait mit über 90 Prozent am höchsten. Katar ist der einzige Golfstaat, in dem die Gasexporte höher als die Ölexporte liegen.
- Wichtigste Importgüter der Golfstaaten: Die wichtigsten Importgüter der Golfstaaten sind Waren, die nicht nach Beschaffenheit gegliedert sind. Diese machen einen Anteil von etwa 10,7 Prozent an den Importen der Golfstaaten aus. Darüber hinaus importieren die Golfstaaten Gold, Erdöl, Geräte für die Nachrichtentechnik und Straßenfahrzeuge.
- Die wachsende Bedeutung von China: Seit etwa 2008 ist China ein größerer Handelspartner der Region als die USA. Besonders in den Jahren 2020 bis 2022 hat sich der Handel zwischen China und den Golfstaaten deutlich ausgeweitet. Die Exporte aus den Golfstaaten nach China sind von rund 91 Milliarden US-Dollar (2020) auf rund 209 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 angestiegen. Die Importe aus China sind im gleichen Zeitraum von etwa 71 Milliarden auf rund 107 Milliarden US-Dollar angestiegen. Das Handelsvolumen mit den USA ist weniger als halb so groß. China ist ein wichtiger Absatzmarkt für Energieexporte aus den Golfstaaten.
Wie lange hält der Ölboom an?
Die Golfstaaten machen in etwa ein Viertel der weltweiten Erdölproduktion aus, Saudi-Arabien alleine fast 13 Prozent. Vor dem Ukraine-Krieg schien die Phase der hohen Ölpreise zwar vorbeigewesen zu sein, das Jahr 2022 hat den Golfstaaten aber erneut hohe Einnahmen beschert. Im Jahr 2023 scheinen Ölpreise wieder zu sinken. Gerade Saudi-Arabien profitiert aber noch von einem geringen Breakeven Rohölpreis, der den Mindestpreis für eine profitable Produktion bestimmt. Auch die globale Nachfrage nach Erdöl soll laut Prognosen noch bis zum Jahr 2040 steigen, auch wenn sich der Anstieg verlangsamt. Auch die Nachfrage nach Öl und Gas als Energieträger soll bis 2045 ansteigen. Die Ölreserven in Saudi-Arabien, den Emiraten und Kuwait sind zudem groß, lediglich der Oman verfügt über geringere Reserven.Staatsfinanzen: Investieren in eine Wirtschaft nach dem Öl?
Die Staatsverschuldung in den Golfstaaten ist mit Ausnahme von Bahrain gering. In Saudi-Arabien hat die Staatsverschuldung 2022 rund 22,6 Prozent des BIP betragen, in den Emiraten etwa 30 Prozent. In Jahren mit hohen Einnahmen aus dem Rohstoffhandel konnten hohe Einnahmen erzielt werden. Am Beispiel der Corona-Pandemie lässt sich jedoch auch die Abhängigkeit von den Rohstoffen erkennen. Während im Jahr 2022 alle Golfstaaten (außer Bahrain) hohe Haushaltsüberschüsse erzielten, waren die Defizite im Jahr 2020 ebenso groß. Im Jahr 2022 haben die Staatseinnahmen der Golfstaaten Höhen zwischen 30 und 40 Prozent des BIP gehabt, in Kuwait über 50 Prozent. Dabei sind die Militärausgaben der GCC-Staaten in Relation zum BIP hoch. Saudi-Arabien hat 2022 rund 7,4 Prozent des BIP an Militärausgaben getätigt.Die Einnahmen aus dem Handel mit fossilen Rohstoffen sollen genutzt werden, um die Wirtschaft der Länder zu reformieren und nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen. Auch die hohen Leistungsbilanzüberschüsse aus 2022 kommen den Staatsfonds der Golfstaaten zugute. Das Vermögen der Staatsfonds ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Die zehn größten Staatsfonds in den Golfstaaten haben ein verwaltetes Vermögen von rund 3,8 Billionen US-Dollar, höher als das BIP von Großbritannien. Unter den zehn größten Staatsfonds weltweit befinden sich vier aus der Golfregion, die Abu Dhabi Investment Authority ist die größten davon. Diese investierte 2023 beispielsweise mehrere Milliarden in die indische Adani Enterprises (Dienstleistungen sowie Handel und Abbau von Kohle und Eisen) sowie den britischen Pharmakonzern Dechra Pharmaceuticals. Saudi-Arabien investiert über verschiedene, vom Public Investment Fund (PIF) finanzierte, Gruppen in die Bereiche Tourismus, Gaming, E-Sport und Agribusiness. Saudi-Arabiens Staatsfond ist mittlerweile größter Anteilseigner von Nintendo, zudem investierte PIF in das chinesische Tencent und das E-Sport Unternehmen VSPO. In den Jahren 2020 bis 2023 investierten Staatsfonds der Golfregion zunehmend in Asien. Die Mubadala Investment Company aus den Emiraten investiert dabei in digitale Dienstleistungen, erneuerbare Energien und Elektromobilität. Mubadala ist beispielsweise bei den chinesischen Elektroautoherstellern NIO und Xpeng Motors eingestiegen. Saudi-Arabiens Investments in der Unterhaltungsbranche betreffen neben Gaming und E-Sport auch andere Sportarten, wie Golf. Auch Tourismus wird gezielt vorangetrieben, sowohl internationaler als auch intra-regionaler. Im Jahr 2022 hat der Anteil der Tourismusbranche am BIP von Saudi-Arabien rund 8,4 Prozent ausgemacht, einer der höchsten Werte weltweit.
Umwelt und Nachhaltigkeit: Ist grünes Wachstum in der Golfregion möglich?
Die pro-Kopf CO2-Emissionen der Golfstaaten sind überdurchschnittlich hoch. Katar liegt mit rund 35,6 Tonnen CO2 pro-Kopf um ein Vielfaches höher als der weltweite Durchschnitt von 4,7. Der Oman hat in der Region die geringsten pro-Kopf Emissionen und liegt mit rund 17,92 Tonnen noch deutlich über dem weltweiten Schnitt. Nach dem Environmental Performance Index (EPI) 2022 ranken vier von sechs Golfstaaten in der unteren Hälfte der weltweiten Rangliste. Dennoch beginnen die Golfstaaten in erneuerbare Energien und die Modernisierung der Ölproduktion zu investieren. Unter den ölproduzierenden Ländern wird das Konzept der Circular Carbon Economy (CEE - kohlenwasserstoffbasierte Kreislaufwirtschaft) diskutiert. Über die Reduktion, Wiederverwendung und Recyclen von Emissionen soll das Ziel der Netto-Null-Emissionen auch in ölproduzierenden Ländern erreicht werden. Laut dem CEE-Index 2022 befinden sich die Golfstaaten derzeit auf dem Weg zu einer Kreislaufwirtschaft. Saudi-Arabien (Indexwert: 51,52) ist der achtplatzierte Staat unter den ölproduzierenden Staaten, Norwegen (Indexwert: 72,82) führt die Rangliste an.Die Golfstaaten haben ihre unterschiedlichen Strategien und Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energien. Saudi-Arabien hat sich zum Ziel gesetzt bis zum Jahr 2030 rund 50 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen zu beziehen. Im Jahr 2022 befindet sich der Ausbau von erneuerbaren Energien allerdings noch am Anfang. Die Region Naher Osten liegt gemessen an der installierten Leistung der EE-Anlagen weltweit mit rund 28,54 Gigawatt nur vor Zentralamerika und der Karibik. Die installierte Leistung in den GCC-Staaten beträgt dabei im Jahr 2022 rund 5,1 Gigawatt, mehr als die Hälfte davon in den Emiraten. Dort stieg der Ausbau nach 2016 deutlich an, in den restlichen Golfstaaten erst ab 2021. Laut Prognosen aus dem Jahr 2019 soll die Kapazität bis 2030 auf etwa 72,3 Gigawatt ansteigen, der große Teil davon im Photovoltaiksektor. Hierbei investieren vor allem Saudi-Arabien und die Emirate in die Photovoltaik, ein Sektor der zudem auch Arbeitsplätze in Zukunft ermöglichen soll.
Politik, Rechtsstaatlichkeit und Konflikte
Die Golfstaaten werden im Bertelsmann Transformationsindex 2022 als Autokratien bewertet. Kuwait und die Emirate gelten dabei als gemäßigte Autokratien, die anderen vier Golfstaaten als harte Autokratien. Die höchsten Bewertungen erzielen die Golfstaaten in der Kategorie Marktwirtschaft. Die Vereinigten Arabischen Emirate sind mit einem Indexwert von 7,93 nur wenige Punkte vor dem Status einer entwickelten Marktwirtschaft. Im Fragile States Index 2023 werden die Golfstaaten als stabil bis sehr stabil bewertet. Lediglich Saudi-Arabien und Bahrain haben einen Warnstatus. Der Freedom House Freiheitsindex 2023 kategorisiert fünf der sechs Golfstaaten als "nicht frei", den geringsten Wert hat Saudi-Arabien mit nur einem von 40 möglichen Punkten in der Kategorie "politische Rechte". Kuwait wird als einziger Golfstaat als "teilweise frei" eingeschätzt. Auch um die Pressefreiheit in den Golfstaaten steht es schlecht. Katar erreicht in der Bewertung der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen mit 55,28 den besten Wert der Region, doch auch in Katar gibt es laut dem Ranking "erkennbare Probleme" mit der Pressefreiheit.In der Region gibt es mehrere Konfliktlinien. Von 2017 bis 2021 blockierte Saudi-Arabien zusammen mit Ägypten, Bahrain und den VAE Katar und setzte die diplomatischen Beziehungen aus. Der Vorwurf war, dass Katar terroristische Gruppierungen in der Region unterstützte. Die Blockade endete im Januar 2021 und Vermittlung durch Kuwait.
Der Jemenkonflikt
Der schwerwiegendste Konflikt ist der seit 2014 andauernde Jemenkonflikt. Nachdem die Huthi-Rebellen im September 2014 die Hauptstadt des Jemen, Sana'a einnahmen und kurz darauf den damaligen Präsidenten zum Rücktritt brachten, griff Saudi-Arabien mit anderen sunnitisch-regierten arabischen Staaten in den Konflikt ein. Der Grund für das Eingreifen Saudi-Arabiens wird vor allem in der iranischen Unterstützung der Huthi-Rebellen gesehen, wodurch der Konflikt zu einem Stellvertreterkrieg mutierte. Die saudische Koalition wird dabei von den USA und Großbritannien militärisch unterstützt. Auch Deutschland unterstützt die breit anerkannte Übergangsregierung im Jemen und lieferte bis 2018 weiterhin Waffen an Saudi-Arabien. Seit 2018 sind die deutschen Waffenlieferungen an Saudi-Arabien allerdings zurückgegangen.
Der Konflikt hat vor allem für die Zivilbevölkerung verheerende Ausmaße angenommen und gilt als eine der schwersten menschlichen Katastrophen der aktuellen Jahre. Jemen gehört trotz der geringen Bevölkerungsanzahl zu den Ländern mit den meisten unterernährten Menschen. Im Dezember 2021 waren laut Schätzungen der UN rund 20,7 Millionen Menschen im Jemen in einer akuten Notlage, mehr als die Hälfte der Gesamtbevölkerung. Die Anzahl der Binnenvertriebenen betrug im Januar 2021 rund vier Millionen Menschen. Der Konflikt fordert auch nach wie vor Tote und Verletzte unter der Zivilbevölkerung. Im Jahr 2022 starben mindestens 770 Menschen an den Folgen von bewaffneter Gewalt im Land.