Nigeria: Angaben zu Demografie und Bevölkerung
Nigeria ist ein Staat in Westafrika und seit 1960 unabhängig, nachdem es zuvor eine britische Kolonie war. Nigeria gehört zur Afrikanischen Union, welche im Jahr 2002 gegründet wurde. Die Gesamtbevölkerung Nigerias hat im Jahr 2022 rund 218,5 Millionen Menschen betragen. Die größten Städte Nigerias sind Lagos, Kano und Ibadan. Die frühere Hauptstadt Lagos ist mit rund 15,95 Millionen Einwohner:innen (2023) auch die drittgrößte Stadt Afrikas.Der westafrikanische Staat weist insgesamt eine sehr junge Bevölkerungsstruktur auf: Das Durchschnittsalter (Medianalter) in Nigeria von rund 17,1 Jahren (2022) ist zwar im internationalen Vergleich insgesamt sehr niedrig, Nigeria ist aber nur knapp unter den Rangliste der Ländern mit dem niedrigsten Durchschnittsalter weltweit vertreten, da insbesondere viele afrikanische Staaten eine noch jüngere Bevölkerung aufweisen. Das geringe Medianalter der Bevölkerung ist auch bedingt durch die niedrige Lebenserwartung in Nigeria, die nur bei rund 53,6 Jahren liegt (2022) und damit weit unter dem Niveau der Industriestaaten und anderer Schwellenländer. Zum Vergleich: Die niedrigste Lebenserwartung in Europa im Jahr 2022 weist die Republik Moldau mit rund 71 Jahren auf. Zwar hat die Fertilitätsrate Nigerias im Jahr 2022 rund 5,14 Kinder je Frau betragen und weist damit eine der höchsten Fertilitätsraten weltweit auf. Doch gleichzeitig belegt Nigeria den ersten Platz unter den Ländern mit der höchsten Säuglingssterblichkeit weltweit. In Nigeria sind im Jahr 2022 rund 71,9 von 1.000 Lebendgeborenen gestorben, d.h., mehr als sieben Prozent aller Säuglinge in Nigeria haben nicht das zweite Lebensjahr erreicht.
HIV und Tuberkuloseerkrankungen - Nährboden für Coronavirus?
Nigeria sieht sich mit einer hohen Anzahl von HIV-Infektionen und Tuberkulose konfrontiert, die sich auch in den Mortalitätszahlen der Tuberkuloseerkrankten widerspiegelt.Inwiefern sich ein Ausbruch der vom Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit COVID-19 auf die Mortalitätszahlen von HIV und/oder Tuberkuloseerkrankten auswirkt, lässt sich gegenwärtig noch nicht abschließend beantworten. Erste internationale medizinische Studien deuten jedoch darauf hin, dass Tuberkulosepatient:innen eine bis zu dreifach erhöhte Sterblichkeitsrate haben, wenn sie zusätzlich an Covid-19 erkranken. Insgesamt hat die Corona-Pandemie in Nigeria aber ein deutlich geringeres Ausmaß genommen als in Europa.
Ist Nigeria eine regionale Wirtschaftsmacht?
Nigeria ist sicherlich eine regionale Wirtschaftsmacht aber keine regionale Führungsmacht. Mit einem Bruttoinlandsprodukt Nigerias von rund 477,4 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 ist das westafrikanische Land die größte Volkswirtschaft Afrikas. Der geopolitische Rivale Südafrika weist zwar insgesamt ein geringeres BIP auf, in Bezug auf die Einwohnerzahl relativiert sich der Abstand jedoch. Während Südafrika mit rund 6.694 US-Dollar (2022) das sechsthöchste BIP pro Kopf in Afrika darstellt, ist Nigeria mit einem BIP pro Kopf von rund 2.202 US-Dollar im Jahr 2022 nicht in der Rangliste vertreten.Nigeria gehört neben Mexiko, Indonesien und der Türkei zu den MINT-Staaten. Diesen vier Schwellenländern werden in den nächsten Jahren und Jahrzehnten hohe Wachstumsraten und eine ansteigende Mittelschicht prognostiziert. Das Wirtschaftswachstum in Nigeria hat im Jahr 2022 rund 3,25 Prozent betragen; für 2023 werden rund 3,23 Prozent erwartet. Im ersten Jahr der Corona-Pandemie 2020 ist das BIP Nigerias um rund 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Die Arbeitslosigkeit in Nigeria ist zwischen den Jahren 2013 und 2020 deutlich gestiegen. Für die Jahre nach 2019 gibt es nur Prognosen, da keine aktuelleren Arbeitsmarktzahlen nicht verfügbar sind. Im Jahr 2022 hat die geschätzte Arbeitslosenquote rund 5,8 Prozent betragen. Die Inflationsrate Nigerias hat im Jahr 2022 bei rund 18,85 Prozent gelegen. Für 2023 wird eine Preissteigerung von rund 20,13 Prozent prognostiziert. Damit gehört Nigeria im Jahr 2022 gerade nicht mehr zu den 20 Ländern mit der höchsten Inflationsrate im weltweiten Vergleich.
Dutch Disease
Im Jahr 2022 hat der Wert der Exporte von Gütern in Nigeria rund 62,7 Milliarden US-Dollar betragen, während der Import von Gütern in Nigeria bei rund 53,6 Milliarden US-Dollar gelegen hat. Damit exportiert Nigeria mehr Waren als es importiert, was zu einem positiven Handelsbilanzsaldo Nigerias geführt hat. Damit belegt Nigeria den zweiten Platz der größten Exportländer Afrikas und den vierten Platz der größten Importländer Afrikas. Nigeria wird als Beispiel für den Ressourcenfluch genannt, der in einer akzentuierten Form auch als Dutch Disease oder holländische Krankheit bekannt ist. Hiermit wird das Phänomen beschrieben, dass Staaten, die über hohe Vorkommen nachgefragter Bodenschätze verfügen im Grunde einen wirtschaftlichen Vorteil gegenüber ressourcenarmen Staaten haben müssten und sich dieser Vorteil u.a. in höheren Wachstumsraten des BIP widerspiegeln müsste, häufig jedoch das Gegenteil der Fall ist. Es wird argumentiert, dass der Ressourcenreichtum die Diversifikation der Wirtschaft hemmt und Korruption begünstigt. Im speziellen Fall der Dutch Disease kommt erschwerend hinzu, dass die hohen Exporterlöse der Rohstoffe die Wechselkurse der Landeswährung erhöhen, Importe zwar "billiger" werden aber gleichzeitig die Exporte teurer werden, was wiederum die Wettbewerbsfähigkeit der übrigen Industrien schwächt und die Abhängigkeit des Staates von den Rohstoffexporten steigen lässt. Nigeria besitzt die elfthöchsten Ölreserven (2020) und die neuntgrößte Erdölförderung weltweit. Die wichtigsten Exportgüter Nigerias im Jahr 2021 sind Erdöl, Erdölerzeugnisse und verwandte Produkte (SITC Abschnitt 33), deren Anteil rund 76,3 Prozent an den Exporten ausmachen. Nigerias Abhängigkeit von den Rohstofferlösen lässt sich auch in der Gegenüberstellung der Preisentwicklung ausgewählter OPEC-Rohöle mit den Exporterlösen Nigerias ablesen. Die wichtigsten Importgüter Nigerias im Jahr 2021 sind ebenfalls Erdöl, Erdölerzeugnisse und verwandte Waren (SITC Abschnitt 33), auch wenn der Anteil mit rund 30,8 Prozent deutlich geringer ist als bei den Exporten. Die wichtigsten Handelspartner für Nigeria im Export sind Indien, Spanien und Frankreich. Die wichtigsten Importpartner für Nigeria sind China, die Niederlande und Indien.Die Staatsverschuldung von Nigeria hat im Jahr 2022 rund 38 Prozent des Bruttoinlandsprodukts betragen; sie ist nach 2008 (7,3 Prozent) deutlich gestiegen. Trotzdem gehört Nigeria zu den Ländern Afrikas mit der niedrigsten Staatsverschuldung Das Staatsdefizit Nigerias hat im Jahr 2022 bei geschätzt rund 5,5 Prozent des BIP gelegen.
Nigeria - Demokratie mit Defiziten
Nachdem Nigeria im Jahr 1960 unabhängig wurde, folgten zunächst einige Jahre des Bürgerkriegs bevor jahrzehntelang immer wieder zwischen demokratisch gewählten Regierungen und Militärregierungen gewechselt wurde. Allerdings werden erst die Wahlen ab dem Jahr 2010 als fair eingestuft. Im Februar 2023 hat die Präsidentschaftswahl in Nigeria stattgefunden, bei welcher Bola Tinubu zum neuen Präsidenten gewählt wurde. Er gehört der sozialdemokratischen "All Progressive Congress" Partei an. Trotzdem ist es auch in diesem Jahr zu Wahlproblemen gekommen, weshalb die Wahl von internationalen Beobachtern als bedenklich aufgrund fehlender Transparenz bezeichnet wurde. Dazu passt die schlechte Bewertung der Korruption von Nigeria nach dem Corruption Perceptions Index (CPI): Das Land belegt den 150. Platz von 180 untersuchten Staaten (2022). In der Bewertung des Fragile States Index für Nigeria hat sich die Einschätzung in den vergangenen Jahren nur geringfügig verändert und Nigeria wird weiterhin als einer der fragilsten Staaten Afrikas bewertet.Die Analyse von Demokratie und Marktwirtschaft nach dem Bertelsmann Transformationsindex BTI in Nigeriakommt zu vergleichbaren Ergebnissen, wenngleich sich die Bewertung in der jüngsten Vergangenheit deutlich verschlechterte: Die noch recht junge Demokratie (die Militärdiktatur endete 1999) wird im Index für Demokratie als "gemäßigte Autokratie", der Governance-Status als "schwach" und die Marktwirtschaft als "schlecht funktionierend" bewertet.